Da die Eibe so gerne als Heckenpflanze benutzt wird, kann man sie sogar in der Stadt nahezu überall finden. Die meisten Menschen denken, dass die Beeren nicht essbar wären.
Im Mittelalter geriet die Eibe durch ihre Giftigkeit in Verruf: sie wurde mit bösen Mächten in Zusammenhang gebracht, weil die Kutschpferde nach dem Verzehr der Pflanze am Wegesrand zusammenbrachen. Besonders für Schweine, Hühner und Hunde ist sie hochgiftig, doch über 25 heimische Vogelarten nutzen die immergrüne Eibe als Nahrungslieferant und auch Rehe, Hirsche und Ziegen vertragen sie gut.
"Vor Eiben kann kein Zauber bleiben" ~ Volksmund
Vielleicht lag es an ihrem düsteren Erscheinungsbild oder der Giftwirkung, welche ihr bereits in der Antike den Ruf als Baum des Todes einbrachte. Während die Kelten den Baum als heilig verehrten, nutzten Germanen seine Zweige zum Vertreiben von Dämonen und Schadensmagie. Der Arzt Dioskurides, welcher unter Kaiser Nero lebte, warnte als Pionier der Pharmakologie davor, im Schatten einer Eibe einzuschlafen.
Standort
In Wäldern sind Eiben selten geworden und werden auch nicht gezielt aufgeforstet. Reine Eibenwälder wie der Paterzeller Eibenwald sind daher so rar, dass dieser als staatliches Naturdenkmal gilt. Gleichzeitig findet man sie häufig an Wegrändern und in städtischen Parkanlagen.
Um neben den wesentlich höheren Nadelbäumen bestehen zu können, musste die Eibe sehr widerstandsfähig werden. Sie verträgt deshalb mehr Schatten als alle anderen mitteleuropäischen Bäume und kann leicht als Unterwuchs überleben, wo sie von der geschützten Lage profitiert. Sie ist stark regenerationsfreudig und treibt sogar nach größeren Verletzungen am Stamm wieder aus. Auf passendem Boden wurzeln sogar abgebrochene Zweige an. Wegen ihrer hohen Schnittverträglichkeit wird sie gern in Hecken gesetzt oder als Formgehölz in den Garten gepflanzt. Mit kurzzeitiger Staunässe oder Dürrephasen können sie gut umgehen, problematisch für die Eibe sind dagegen Früh- und Spätfröste.
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Merkmale
Eiben sind immergrüne Sträucher bis mittelgroße Bäume mit weichen Nadeln. Diese zeigen seitwärts und sind gescheitelt angeordnet. Die Rinde an jungen Ästen ist zunächst gelbgrün, wird später rötlich braun und sehr schuppig. Als Baum ist sie meistens mehrtriebig mit dünnen Stämmen. Eiben harzen nicht.
Anders als andere Nadelbäume tragen Eiben keine Zapfen, sondern bilden leuchtend rote Scheinfrüchte aus, die optisch an Beeren erinnern.
Männliche und junge Bäume unter 20 Jahren bilden diese Früchte allerdings nicht aus.
Eine Verwechslungsgefahr ist kaum vorhanden, weil die Eibe sich durch ihre Merkmale leicht von anderen wintergrünen Gehölzen mit nadelförmigen Blättern unterscheiden lässt.
Heilwirkung
Die Eibe ist bei uns der einzige heimische Nadelbaum, an dem nahezu alle Teile giftig sind. Wurzeln, Rinde, Nadeln und Kern enthalten gefährliches Taxin. Nur der rote Samenmantel der hell leuchtenden Scheinfrüchte ist genießbar. Doch selbst die Samen innerhalb der Früchte sind hochgiftig und dürfen keinesfalls verzehrt werden. Bereits eine geringe Menge führt beim Menschen zu Erbrechen, Atemlähmung, bis hin zu Herzstillstand.
Auch einige Tierarten, allen voran Geflügel, Hunde, Schweine, Schafe und Pferde reagieren so empfindlich auf diese Giftstoffe, dass sie bereits in geringen Mengen tödliche Folgen für sie haben.
"Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann, ohne glücklich zu sein."~ Fjodor Dostojewksij
Trotz ihres Giftes ist die Eibe auch ein Hoffnungsträger in der Krebstherapie. Hierfür wird der Wirkstoff Taxol durch ein kompliziertes und umweltbelastendes Verfahren aus Rinde und Nadeln gewonnen. Der Wandsbeker Sondergarten stellt hierfür jährlich im August und September eine Sammelstelle für Eibenschnittgrün, bei der ausschließlich einjährige Triebe gesammelt werden.
Von einer Selbstmedikation mit Eibe ist dringend abzuraten.
Die berauschende Wirkung der Eibe
In vergangenen Zeiten wurde die Eibe für berauschende Hexensalben und Tees genutzt. Das enthaltene Taxin beschert einem Konsumenten tatsächlich einen Rauschzustand, allerdings auch psychotische Zustände und bedrohliche Herzrhythmusstörungen. Selbst kleine Mengen der Biodroge sind hochgiftig und können schon bei einmaliger Einnahme tödlich wirken.
Allein ihre Ausdünstungen können im Hochsommer angeblich Halluzinationen hervorrufen. Schamanen setzten sich deshalb an warmen Tagen gerne unter das Tor zur Anderswelt und achteten darauf, auf keinen Fall einzuschlafen.
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Geschmack
Der Schleimmantel um den Samen herum hat einen milden, süßlichen Geschmack bei gleichzeitig saftig-schleimiger Konsistenz.
Sollte man auf den giftigen Kern treffen, schmeckt man den unangenehm bitteren, wachsigen Geschmack sofort. Auch wenn die roten Früchte auf kleine Kinder anziehend wirken, sollten diese sie nicht essen, weil sie den Kern sehr leicht verschlucken können.
Verwendung
Tierfutter
Für über 25 Vogelarten ist der immergrüne Baum ein wertvoller Nahrungslieferant. Nicht wenige davon tragen durch das Fressen sogar zur Verbreitung der Eibe bei.
Manche finden den roten Mantel interessant, der hauptsächlich aus Wasser und Zucker besteht, Andere benötigen die Nährstoffe des Samens.
Zur Beobachtung von Vogelarten ist die Eibe sehr gut geeignet, weil sie über einen langen Zeitraum Futter bietet. Im Juli könnt ihr schon Singdrosseln, Gartenrotschwänze und verschiedene Grasmücken beobachten. Im Oktober kommen rastende Stare und Drosseln hinzu und im Dezember fallen viele Samen zu Boden, die bis in den Februar von Finken gefressen werden.
Weitere Tiere, für die Eiben verträglich sind, sind Rinder, Hirsche, Ziegen und Rehe.
Direktverzehr
Die Früchte enthalten viel Vitamin C, so macht es Sinn, immer wieder wenige davon zu naschen, wenn man an einem Baum vorbei kommt.
Da die Scheinfrüchte ungiftigen Beeren sehr ähnlich sehen, sind sie eine echte Verlockung für kleine Kinder. Deshalb achte darauf, dass sie keine Eibenfrüchte verzehren, denn es besteht die Gefahr, einen Kern zu verschlucken und sich zu vergiften.
Gelee
Es mag verwundern, doch die Toxine treten erst aus dem Kern aus, wenn er beschädigt wird. Das Taxin ist rein durch Wasser oder Hitze nicht löslich. Daher ist es möglich, aus den Scheinfrüchten ein feines Gelee zu kochen.
Zutaten für 4 Gläser Eiben-Gelee:
500g Eibenbeeren
200ml Apfelsaft
1/2 TL gemahlener Zimt
250g Gelierzucker 2:1
Zunächst wäschst du die ganzen Eibenfrüchte unter fließendem Wasser.
Dann kochst du die Beeren mit wenig Apfelsaft bei kleiner Hitze auf, bis innerhalb von 20 Minuten ein Mus entsteht, in dem die Kerne zu erkennen sind.
Stelle dir ein kleines Teller in den Kühlschrank und bereite deine Gläser vor, indem du sie säuberst und mit heißem Wasser ausspülst.
Das klare Mus durch einen Sieb passieren, indem du mit einem Holzlöffel darin rührst, bis nur noch Kerne im Sieb zurückbleiben. Du kannst auch eine Flotte Lotte benutzen, aber nicht Pürieren! - denn das würde die Kerne verletzen und so die Giftstoffe freisetzen.
Das kernfreie Mus gibst du mit Gelierzucker und Zimt in einen Topf und kochst alles zusammen für vier Minuten auf. Dann nimmst du den kalten Teller aus dem Kühlschrank und gibst eine Gelierprobe darauf, indem du einen Tropfen Gelee darauf tropfst und 10 Sekunden lang erkalten lässt. Wenn es zu flüssig ist, gib noch etwas Gelierzucker hinzu und wiederhole den Vorgang. Hat dein Gelee die passende Konsistenz, kannst du es direkt abfüllen.
Fülle die sauberen Gläser mit der möglichst heißen Flüssigkeit bis zum Rand des Glases, drehe den Deckel darauf und lasse es für 24 Stunden auskühlen, ohne sie zu bewegen.
Fertig ist dein eigenes Eiben-Gelee zum Verschenken oder für den Vorrat.
Verwendung des Holzes
Eiben können über tausend Jahre alt werden. Dennoch stehen sie auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Ein Grund dafür ist die jahrhundertelange Übernutzung durch den Menschen. Im Spätmittelalter wurde das harte und gleichzeitig elastische Eibenholz für den Bogen- und Armbrustbau benutzt. Vor allem in England war die Nachfrage sehr groß.
Auch als Material für Musikinstrumente war die Eibe sehr beliebt. In der Renaissance entwickelte sich das Allgäu zum Mittelpunkt der Lautenmacherkunst, was auch an den damals noch existenten Eibenwäldern des Lechs lag.
Heutzutage verwendet man Eibe als Drechselholz, für Intarsien und Furniere im Möbelbau, für die Herstellung von Musikinstrumenten und Schnitzereien. Obwohl das Eibenholz nur schwach giftig ist, sollte man davon absehen, Gegenstände mit Mundkontakt daraus zu fertigen.
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