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Mispel: Apfelmus direkt vom Baum

Aktualisiert: 11. Dez. 2021

Die Mispel ist eine alte Obstsorte, die sehr in Vergessenheit geraten ist - obwohl sie pflegeleicht ist und so viel zu bieten hat.

Mispelfrucht kurz vor der Reife

Kaum jemand kennt heute die Echte Mispel – obwohl sie vor hundert Jahren noch in vielen Bauerngärten vertreten war. Die Früchte wurden ebenso geschätzt wie die prächtigen weißen Blüten an den Pflanzen.


Die Mispel ist mancherorts auch als Asperl, Dürrlitzen oder Nispel bekannt.


"Kein Jugfraw ward nie so rein, esse sie drey Nespeln, sie geb von ir fünffzehen stein"
Keine Jungfrau war je so rein, dass sie aus drei Nispeln 15 Steine gewinnen konnte.

Die Echte Mispel kommt ursprünglich aus Südosteuropa und Westasien, sie kam erst während der Römerzeit nach Deutschland. Zu mittelalterlichen Zeiten wurde sie in Klostergärten als renommiertes Obst angebaut. In anderen europäischen Ländern erfreuen sich die Früchte nach wie vor großer Beliebtheit.


Mispeln gehören zu den Rosengewächsen und sind mit Weißdorn und Felsenbirnen verwandt. Man sollte sie nicht mit der frostempfindlichen südeuropäischen Japanischen Wollmispel verwechseln. Deren gelbe Früchte schmecken säuerlich und werden bei uns als Loquats angeboten.


Standort

Mispeln kommen in lichten Laubmischwäldern, aber auch in Hecken, Gebüschen und sogar auf Felshängen vor. Sie stellen geringe Standortansprüche, bevorzugen aber leicht trockene, steinige bis sandige Böden. Das meist wild wachsense Gehölz ist vor allem in wärmeren Gebieten zu finden.

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Merkmale


Die Echte Mispel ist ein langsam wachsender, bis zu 6 Metern hoher Strauch. Hin und wieder wird sie auch als Kleinbaum gezüchtet.

Dornig und gräulich filzig heben sich die Zweige von der sonst rotbraunen flachschuppigen Rinde ab. Auch die spitzen ovalen Blätter sind an der Unterseite filzig, die grüne Oberseite ist dagegen matt.


Neben dem Laub erscheinen gegen Ende Mai auch die geschätzten weißen Blüten. Sie stehen einzeln an der Spitze der Kurztriebe und werden bis zu 5cm groß. Diese sind eine Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten, durch die sie auch bestäubt werden.


"Die Mespeln seynd nicht zu niessen, sie seynd denn alt"
Die Mispeln sind ungenießbar, es sei denn, sie sind alt.

Ende Oktober reifen die ersten Früchte der Echten Mispel heran. Sie sind apfelförmig, graubraun und haben eine aufklaffende Fruchtspitze, an der man noch die fünf schmalen Kelchblätter erkennen kann. Bei der Wildform wird sie bis zu 3 cm groß. Genießbar sind die Früchte erst, wenn das harte Fruchtfleisch durch Frost oder entsprechende Lagerung weich und süßlich geworden ist. Milde Nachtfröste um -3 Grad sind hierbei für die Wildform allerdings nicht ausreichend.

Mispeln sind wie Quitten selbstfruchtend.

Durch die späte Blüte gibt es kaum Ernteausfälle durch Fröste.

"Wenn ihr eine Mispelfrucht seht, weint, denn sie ist die letzte Frucht [im Jahr], die ihr essen werdet."

Inhaltsstoffe & Wirkung


Mispeln enthalten Gerbstoffe, einen hohen Anteil an Pektin und Ballaststoffen.

Diese hohe Konzentration kann dabei helfen, den Cholesterinspiegel im Blut zu senken, indem das ungünstige LDL-Cholesterin an der Oxidation gehindert wird.

Außerdem sind sie reich an Vitamin B2, Beta-Carotin, sowie Kalium, Calcium, Phosphor, Folsäure, Magnesium und Eisen.


Durch ihr Gesamtpaket sind Mispeln für die Regeneration der Muskeln und Nerven sowie die Erholung unseres gesamten Körpers wertvoll. Sie stärken die Abwehrkräfte, unterstützen den Sehvorgang und verhelfen zu geschmeidiger Haut und gutem Schlaf.

Mispeln fördern die Verdauung, haben aber ebenfalls eine stopfende Wirkung, weshalb sie auch gerne bei Durchfallerkrankungen eingesetzt werden.


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Die enthaltenen Mineralien halten die Nervenzellen erregbar und sind wichtige Bausteine für Knochen und Zähne. Zahlreiche Stoffwechselaufgaben werden durch sie unterstützt und die Regeneration gefördert. Mispeln werden sowohl bei Arteriosklerose als auch zur Linderung von Darmentzündungen eingesetzt. Durch den minimalen Anteil an Fett und Kalorien eignen sich Mispeln ohnehin hervorragend als diätetisches Nahrungsmittel.


Vor allem Zink wird für die Zellteilung und Wundheilung benötigt. Es beeinflusst das Wachstum von Zellen bei Kindern, Schwangeren und Leistungssportlern besonders. Außerdem ist Zink für den Geruchs-, Geschmacks- und Sehsinn zuständig.


In Japan werden nicht nur die Früchte des Mispelbaumes, sondern auch deren Blätter für die Ito-Therapie verwendet. Diese aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers und schafft Abhilfe bei Schmerzen.



Lagerung


"Zeit und Stroh macht die Mispeln reif"

Falls die Misteln noch nicht vollständig reif sind, lassen sie sich bedenkenlos einige Tage in einem kühlen Keller lagern. Hierbei ist darauf zu achten, dass sie nicht übereinander sondern einschichtig nebeneinander und am besten auf einer Schicht Quarzsand gelagert werden. Sie halten sich auch problemlos eine Woche im Gemüsefach deines Kühlschranks.



Geschmack


Reife Mispelfrüchte sind roh sehr gut bekömmlich mit einem erfrischenden süß-säuerlichen Geschmack, der an Apfelmus mit Dattel, manchmal mit erdiger Note, erinnert. Auch die Konsistenz der reifen Früchte erinnert an Apfelmus oder Kompott.


Verwendung


"Es gibt nur zwei Arten von Menschen: Solche die den Asperln gar nichts abgewinnen können und solche, die zu Asperln eine enthusiastische Beziehung haben."

Die Echte Mispel ist eine blühende Futterpflanze für Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten. Sie dient auch zahlreichen Säugetierarten wie Eichhörnchen, Siebenschläfer, Igel, Reh, Marder, Dachs und Wildschwein als Nahrungsquelle und stellt somit eine wertvolle ökologische Ressource dar.

Verwendung der Kerne


Geschmacklich sind sie im puren Zustand nur bedingt genießbar. Sie sind besonders hart und lassen sich nur schwer kauen.


Allerdings in Alkohol eingelegt besitzen Mispelkerne ein feines Aroma, eingelegt an Mandeln, Orangenschalen und Grand Marnier erinnert – mit kräftigem, waldigem Eigengeschmack. Auch geröstet sind sie eine Delikatesse


Mispellikör


Zutaten:

250g Mispelkerne

100g Zucker

400ml Korn oder Wodka


Die Mispelkerne lassen sich in der Regel leicht vom Fruchtfleisch lösen.

Sie werden dann trocken gerieben und mit Zucker in eine Flasche gefüllt. Diese wird mit Korn oder Wodka aufgefüllt und verschlossen.

Der Likör muss mindestens sechs Wochen unter gelegentlichem Schütteln reifen. Danach wird er abgeseiht und in eine saubere Flasche umgefüllt.


Den edlen Likör kann man pur genießen, zum Verfeinern oder auch als Verdauungsschnaps benutzen.


Geröstete Mispelkerne


Die Kerne können auch geröstet zu einem kulinarischen Erlebnis werden.

Der Röstvorgang kann entweder in der Pfanne oder dem Backofen durchgeführt werden.


1. Zubereitung in der Pfanne

Erhitze etwas Öl in einer Pfanne. Gib die Kerne hinein und rühre sie gleichmäßig. Das ist beim Anrösten von Kernen besonders wichtig, weil diese leicht anbrennen können.

Wenn ein Geruch nach Röstaromen in die Luft steigt, können die Kerne in einer Schüssel mit Salz, Paprika, Knoblauch und Kräutern oder süß mit Vanille, Zimt und Zucker. Auch mit anderen Kernen und Trockenfrüchten vermischt geben sie ein herrliches Studentenfutter.

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2. Die Kerne im Backofen rösten

Breite die Kerne auf einem Backbleck mit Backpapier belegt gleichmäßig aus. Man kann die Kerne nach Geschmack mit Zucker oder Gewürzen bestreuen. Dann bei 160 Grad ca 15 Minuten backen, währenddessen wenden.


Verwendung der Früchte


Mispelfrüchte in reifem Zustand können auch roh verzehrt werden und erinnern dann in Geschmack und Konsistenz an Apfelmus.

Auch in der Küche sind Mispeln sehr vielseitig: Die reifen Früchte können zu Marmelade, Gelee, Kompott, Mus oder auch Obstwein verarbeitet werden.


Mispel-Marmelade


Zutaten:

1,3kg reife Mispel

500g Gelierzucker 1:2

1 Vanilleschote


Als Erstes werden die Mispeln geschält und die Kerne entfernt. Dann zerkleinerst du das Fruchtfleisch und gibst es mit dem Gelierzucker und der ausgekratzten Vanilleschote in einen Topf.

Bei schwacher Hitze 20 Minuten ziehen lassen, dann 4 Minuten sprudelnd aufkochen, direkt in saubere Gläser bis zum Rand füllen und verschließen.


TIPP: Als Variante kann man statt Vanille auch Zimt hinzugeben.



Äspli-Krapfen


Dieses Rezept kommt aus der Schweiz:

Rohe geschälte und entkernte Mispeln weichkochen, pürieren, etwas Zucker und ein wenig Zimt nach Geschmack beigeben.

Blätterteig ausrollen, das Mispelmus darauf verteilen, dann wieder mit Blätterteig bedecken und gut andrücken. Dann in Dreiecke schneiden und im Ofen bei 200 Grad ca 15-20 Minuten goldbraun backen.


Reinsberger Salz-Asperln


Zutaten:

1kg unreife Asperl

1 Scheibe Brot

40g Salz

1l Wasser


Wasser und Salz zu einer Lake anrühren. Die Mispeln im Ganzen gründlich waschen, in sterile Gläser geben und einen fingerbreit höherstehend mit Salzlake bedecken. Als Starter eine in Tuch gewickelte Schnitte Sauerteigbrot darüber legen. Zwei Monate geschlossen halten. Man isst sie wie gesäuertes Gemüse als Beilage.



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